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Montag, 27. Juli 2015
Buddhistischer Friedhof Wien, ZF/Tor 2
feuerlibelle, Montag, 27. Juli 2015, 01:03
Buddhistische Friedhöfe außerhalb Asiens sind sehr selten. Als man die Anlage auf dem Wiener Zentralfriedhof zum Vollmond im Mai 2005 eröffnete, wurde selbst in Bhutan darüber berichtet. In Österreich leben etwa 25.000 Buddhisten, 12.000 davon allein in Wien und ca. 3.000 sind eingetragene Mitglieder der Buddhistischen Gemeinschaft. Die Errichtungskosten hat die buddhistische Glaubensgemeinschaft selbst getragen.



Der Buddhistische Friedhof wurde in Form eines Rades der Lehre mit acht Speichen um einen zentralen Stupa angelegt. Der Stupa wurde den Formen und Proportionen der frühen Stupas, etwa der von Sanchi, nachempfunden, jedoch in den Materialien bewusst modern gestaltet. Bei der Eröffnung wurden heilige Sutrentexte und Schriften aller in Österreich vertretenen buddhistischen Schulen und Traditionen ins Innere des Stupas gelegt, dann wurde die Kuppel verschlossen.




Urnengräber – die Buddhisten können zwischen Einäscherung und Erdbegräbnis wählen.
Am Umfassungsweg sind 12 Steine gesetzt, welche die Ursachen bedingten Entstehens und somit der Wiedergeburt versinnbildlichen.




Die 4 Buddhabildnisse am Stupa bedeuten –
Osten: Geburt Buddhas / Süden: Erleuchtung / Westen: Ingangsetzung des Rades der Lehre / Norden: Parinirwana (völliges Erlöschen)

Wer hier begraben wird, entscheidet die Österreichische Buddhistische Religionsgemeinschaft. Eine Mitgliedschaft ist nicht Voraussetzung.
Zum heutigen Tag habe ich insgesamt neun Gräber und vier Urnen gezählt. Scheinbar werden die hier Verstorbenen in ihre Heimatländer überführt oder anderswo beigesetzt. Bekanntlich hat die Buddhistische Gemeinschaft in den kommenden zehn Jahren einen Bedarf von 50 bis 100 Gräbern angemeldet. Die Gräber werden von der Friedhofsverwaltung ZF verwaltet.


Quelle: Wiener Friedhöfe, Kunst und Kultur in Wien, Infotafel Buddhistischer Friedhof

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Donnerstag, 23. Juli 2015
Neuer Israelitischer Friedhof - ZF/Tor 4
feuerlibelle, Donnerstag, 23. Juli 2015, 02:05
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Geschichte:
Nach mehreren Erweiterungen war 1912 die Kapazitätsgrenze des alten jüdischen Friedhofs beim Tor 1 des Wiener Zentralfriedhofs erreicht. 1911 wurde daher das an den evangelischen Friedhof angrenzende Grundstück beim Tor4 von der Israelitischen Kultusgemeinschaft gekauft.





Bedingt durch den Ausbruch des 1.Weltkrieges war die Eröffnung des neuen jüdischen Friedhofs mit etwa 250.000 m2 erst im April 1917 möglich. Die Leichenhallen, das Administrationsgebäude und eine monumentale Zeremonienanlage des Architekten Ignaz Reiser, wurden 1928 eingeweiht.



Im Zuge der Reichskristallnacht (November 1938) verwüsteten Nationalsozialisten die Zeremoniengebäude in beiden jüdischen Friedhöfen. Gegen Ende des Krieges wurden diese auch noch durch Bombentreffer schwer beschädigt. Jenes beim Tor 4 (neuer Friedhof) konnte Ende Dezember 1967 wieder seiner Bestimmung übergeben werden.





Die gesamte Anlage macht einen gepflegten Eindruck, allerdings sind die meisten der neuen Gräber glatt und gesichtslos und leider keineswegs mit der faszinierender Vielfalt der Grabbauten auf dem alten jüdischen Friedhof beim Tor 1 zu vergleichen.





Während meines zweistündigen Spazierganges auf dem Friedhof bin ich keiner einzigen Person begegnet und hatte so ein eigenartiges Gefühl, als stünde ich unter ständiger Beobachtung. Wie ich nachher erfahren habe, es kommen selten Besucher hierher und so flackert im äußersten Winkel des Wiener Zentralfriedhofs auch nur ganz vereinzelt ein Licht für Verstorbene.



Der Friedhof wird von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der israelitischen Kultusgemeinde Wien gepflegt.
Quelle:Friedhoefe Wien, wiensehen.at, Wiener Friedhofsführer

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Montag, 13. Juli 2015
Friedhof der Namenlosen
feuerlibelle, Montag, 13. Juli 2015, 01:43
Beim Alberner Hafen, wo das Auwald- und Wiesengebiet an den Hafen grenzt.



Durch einen Wasserwirbel am Stromkilometer 1.918 wurden früher die Leichen der in der Donau Ertrunkenen regelmäßig im Bereich des heutigen Alberner Hafens angeschwemmt. 1854 wurde deshalb hier ein kleiner Friedhof angelegt, der die nicht identifizierbaren Wasserleichen aufnehmen sollte.



Ein einsames Kreuz jenseits der Schienen markiert heute die Stelle, an der sich der erste Friedhof der Namenlose bis zum Jahr 1900 befand und in dem insgesamt 478 Tote bestattet wurden.
Nachdem der Friedhof aber selbst immer wieder überschwemmt wurde, legte man im Jahr 1900 auf Initiative des Simmeringer Bezirksvorstehers Albin Hirsch eine neue Grabstätte jenseits des Dammes an.



Dieser heutige Friedhof der Namenlosen wurde von 1900 bis 1940 belegt und nahm insgesamt 104 Personen auf – 43 davon konnten nachträglich identifiziert werden. Seit dem Bau des Hafens im Jahr 1939 gibt die Donau seine Toten an dieser Stelle nicht mehr her.



Die kleine Auferstehungskapelle neben dem Friedhof wurde 1935 zur Erinnerung an die Erhöhung des Hochwasserschutzdammes errichtet.



Bei den meisten Toten handelt es sich um Suizide und Verunglückte, darunter auch etliche ausländische Seeleute.



Die Gräber sind betont schlicht und zumeist nur von schmiedeeisernen Kreuzen geziert. Einige Kreuze tragen Namensschilder, ganz wenige Gräber besitzen einen Stein. Die Stimmung auf diesem Friedhof ist sehr traurig und doch voller Frieden – vor allem zu Allerseelen, wenn der kleine Friedhof von einem Meer gespendeter Blumen überschwemmt wird und gegen Abend mit Lichtern versehene Kränze auf der Donau ausgesetzt werden.





Mehr als sechzig Jahre lang hat der frühere Totengräber Josef Fuchs den Friedhof gepflegt und betreut. Heute setzt sein Sohn Josef Fuchs jr. dieses Werk fort.



Heute befindet sich der Friedhof der Namenlosen in der Obhut der Hafengesellschaft und der Gemeinde Wien.
Quelle:Wiener Friedhofsführer

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Donnerstag, 2. Juli 2015
Evangelischer Friedhof Simmering
feuerlibelle, Donnerstag, 2. Juli 2015, 02:08
Der Evangelische Friedhof von Simmering bildet einen eigenständigen konfessionellen Friedhof innerhalb des Wiener Zentralfriedhofes.



Der Eingang zum Evangelischen Friedhof befindet sich zwischen Tor 3 und Tor 4, neben der 1924 errichteten städtischen Wohnhausanlage für Friedhofsbedienstete.


Quelle: wiensehen.at

Obwohl sich der Wiener Gemeinderat noch vor der Eröffnung des Zentralfriedhofes auf dessen konfessionslosen Charakter festgelegt hatte, wurde zunächst der Wiener Israelitischen Gemeinde und in der Folge auch den Protestanten ein eigener Sektor zugesagt, was im Lager der katholischen Fundamentalisten einen Sturm der Empörung auslöste.



Die Protestanten, deren Matzleinsdorfer Friedhof schon zum damaligen Zeitpunkt geschlossen werden sollte, erwarben das Areal im Osten des Zentralfriedhofs im Jahr 1903. Die Einweihung des neuen Friedhofs fand 1904 statt.



Die Atmosphäre des Evangelischen Friedhofs sticht vom übrigen Zentralfriedhof stark ab und auch dessen Charakter erinnert mich an den Matzleinsdorfer Friedhof. An der linken Friedhofsmauer und in der mittleren Hauptzeile befinden sich etliche schöne, zum Teil sehr noble Grüfte, mit bemerkenswerter Grabkunst, mit Statuen, Büsten und Mosaiken geschmückt, ohne deshalb protzig zu wirken.









Quelle: Wiener Friedhofsführer

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Dienstag, 23. Juni 2015
Feuerhalle Simmering
feuerlibelle, Dienstag, 23. Juni 2015, 02:16
Die Feuerbestattung ist eine der ältesten Bestattungsarten – sieht man vom einfachen Aussetzen der Leiche ab – und lässt sich schon in der Jungsteinzeit, also im 7.Jahrtausend v.u.Z. nachweisen.



Während der Bronzezeit, um 1200 v.u.Z, wurde sie vorübergehend sogar zur vorherrschenden Bestattungsform. Im Jahre 785 verbot Kaiser Karl der Große den "heidnichen Brauch der Totenverbrennung" bei Androhung der Todesstrafe und ordnete die allgemeine Bestattung auf Kirchhöfen an, um das Fortleben heidnischer Gebräuche zu unterbinden.



Dieses Verbot wirkte durch das gesamte Mittelalter bis in die Neuzeit, und noch im Jahr 1909 berief sich der österreichische Verwaltungsgerichtshof anlässlich der geplanten Errichtung einer Feuerhalle darauf. Die Erdbestattung blieb somit bis ins späte 19.Jh. – und in Österreich noch um einiges länger – die einzige zulässige Art der Bestattung.



Anders als die katholische Kirche standen die Protestanten der Kremation eher wohlwollend, zumindest aber neutral gegenüber. Als 1874 bei der Fertigstellung des Zentralfriedhofs der Antrag gestellt wurde, Vorkehrungen für die Errichtung einer Leichenverbrennung zu treffen, wurde dieses Ansinnen glatt abgeleht.



Als die Forderungen des Vereins "Die Flamme" nach Errichtung eines Krematoriums endlich erfolgreich waren, entschloss sich der Verein zunächst, die Feuerhalle auf eigene Kosten errichten zu lassen. In Jahr 1921 wurde der Bau jedoch vom Wiener Gemeinderat aus dessen Budget bewilligt. Als Baugrund war ursprünglich das Gelände des aufgelassenen Friedhofs St.Marx vorgesehen.



Vergeben wurde der Auftrag an Clemens Holzmeister, dessen Konzept sich in die bestehende Schlossanlage besser einfügen ließ, zumal er auch die Türme miteinbezog. Das in eigenwilligem Stil errichtete Krematorium gilt als eines der wichtigsten Werke Holzmeisters. Das 1922 gebaute Krematorium wurde in den Jahren 1967 bis 1969 erweitert und in den 1980-er Jahren modernisiert.



Die Feuerhalle Simmering erstreckt sich auf einer Fläche von rund 215.000 qm und beherbergt an die 53.000 Grabstellen. Die meisten Urnen sind auch hier in Erdgräbern beigesetzt.

Die Urnen der Prominenten und der früheren Anhänger der Feuerbestattung, darunter viele bekannte Sozialdemokraten, Gewerkschafter und Redakteure, aber auch etliche Vertreter der jüdischen Intelligenz, befinden sich in den Spitzarkaden und der Mauer, die den ehemaligen Schlossgarten umgibt; von den erwähnten Türmen ist nur einer als Begräbnisstätte in Verwendung.





Die ältesten Gräber liegen im Eichenhain des Neugebäudes, einem geschützten Naturdenkmal. Auch einen kleinen "Friedhof der Namenlosen" gibt es hier, eine Anlage von etwa 750 Urnen, die mangels lebender Nachkommen nicht mehr betreut werden.
Quelle: Wiener Friedhofsführer

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